Komm, nimm mich bei der Hand und dann gehen wir, ganz weit und immer weiter, bis ans Meer und darüber hinaus, wir laufen einfach immer weiter, bis es nicht mehr geht, und wenn es nicht mehr geht, dann gehen wir einfach trotzdem weiter, bis wir irgendwo ankommen, und wenn wir nirgends ankommen, auch gut, dann laufen wir eben, es macht nichts, es macht alles nichts, Hauptsache weiter, wir bleiben nicht stehen, und wenn wir Spuren hinterlassen, was macht das schon?
Vielleicht folgt uns ja jemand, tritt in unsere Fußstapfen, geht unseren Weg ein Stück, bemerkt nicht, dass es nicht seiner ist, sondern unserer, unser Weg, unser Hinweg, unser Hin-und-weg, unser weg, weg wovon? Hauptsache Weg. Hauptsache gehen, Hauptsache weiter, Hauptsache voran, vorwärts, geradeaus, der Nase nach, durch den Sand.
Vielleicht finden wir ja auch irgendwo Spuren und folgen ihnen. Wo mögen wir landen? Am Horizont eines anderen, mitten im Leben eines anderen. Und dann stehen wir unvermittelt vor seiner Tür und klopfen an, aber keiner antwortet, und dann merken wir: Die Tür ist offen, und wir treten ein, Ist hier jemand? Aber niemand antwortet, alles ist leer, adrett eingerichtet, aber die schönen alten Möbel sind von Staub überzogen, in diesem Leben war lange niemand mehr, auch auf dem Sofa hat lange niemand mehr gesessen, es ist schon ganz steif, und der Überwurf bröselt, als wir ihn aufschütteln. Aber was macht das schon? Es ist schön hier, schön hell, ein bisschen staubig vielleicht, aber schön. Hier bleiben wir. Oder? Bleiben. Bleiben. Blei-ben. Blei. Schwer. Nein, wir können nicht bleiben, wir müssen weiter, immer weiter, zu neuen Ufern, neue Wege gehen, Wege, die unsere Leben, die unsere sind müssen wir finden und gehen und leben, weiter also, immer und immer weiter, und alle Grenzen, auf die wir treffen, rennen wir einfach nieder oder springen darüber hinweg, was hindert uns denn? Nichts doch, weiter, die Grenzen rennen wir nieder und über die Tretminen springen wir hinweg, und wenn wir die Welt dabei im Rücken haben, wen schert es denn?
Und manchmal spült das Meer Treibgut an den Strand, Äste von Treibholz, die uns stolpern machen, und hin und wieder ein Relikt aus einem fremden Leben, wollten wir das alles nicht hinter uns lassen? Ach, was kümmert es uns, wir stolpern darüber hinweg und laufen, während neben uns die Sonne, ganz der Romantik verpflichtet, im Meer versinkt. Der Tag geht zünde und wir, wo enden wir? Jetzt spült die Brandung eine Frage an Land, die große Frage, WOHIN? Quo vadis, Wandernder, Rennender, flüchtest du vor etwas, dass du so rennst immerzu? Wovor fliehst du? Komm, halte inne, mach mal eine Pause und komm zu mir, lass das Rennen und lege dich ein wenig zu mir, nur für einen Moment. Und wenn ich dich darum bitte? Sirenen bitten nicht. Komm zu mir. Wer bist du? Wer bist du, dass du dich mir widersetzt? Ja, wer bist du und wer bin ich und wohin? Wohin? Sage mir, hilf mir, trenn dich von deinem Woher und sage nur, Wohin, flüstere es mir zu, leise, dass nur ich es hören kann, ich möchte es gern wissen, WOHIN? Wartende sind wir und Suchende bleiben wir, gleichgültig, was wir tun und wohin wir gehen, denn wir wissen es nicht.